Wir möchten Beziehungen zwischen Mensch und Mensch fördern
Sude Yildiz, Stipendiatin des Avicenna-Studienwerks, engagiert sich seit 2017 insbesondere im Berliner Patenschaftsprojekt, das in der Zwischenzeit über 50 Tandems vermittelt hat. In ihrer Reflexion über die Projektteilnahme möchte Sude vor allem herausstellen, dass es um die Beziehungen zwischen Menschen geht, die gefestigt werden sollten, und nicht um die institutionelle oder sonstige soziale Rollen, die stigmatisierend wirken.
„Und diejenigen, die in der Wohnstätte und im Glauben vor ihnen zu Hause waren, lieben (all die,) wer zu ihnen ausgewandert ist, […] und sie ziehen (die Auswanderer) sich selbst vor, auch wenn sie selbst Mangel erlitten. Und diejenigen, die vor ihrer eigenen Habsucht bewahrt bleiben, das sind diejenigen, denen es wohl ergeht.“ (Quran 59:9)
Geflüchteten wird auf und nach ihrer beschwerlichen „Reise“ in die Aufnahmegesellschaft der Raum zur eigenen Identitätsetablierung wenig geboten. Man spricht über sie, aber nicht mit ihnen. Den Geflüchteten bleibt meist nur die stumme Beobachtung ihrer medialen „Repräsentation“ als entweder eine Gefahr, einer Naturkatastrophe für die sicherere Gesellschaft gleichend, oder als ein Nutzen für die Wirtschaft. Des Öfteren erleben wir auch eine Reduktion ihrer vielfältigen Persönlichkeiten, ihrer Geschichten und unzähligen Fähigkeiten auf eine ledigliche Opferrolle.

Mein Ziel, mein Engagement und mein Wille gelten der Entstehung und Pflege einer Beziehung zwischen Mensch und Mensch. Nicht zwischen Bürger und Geflüchteter, Deutscher und Immigrant, Mensch und Gefahr; sondern zwischen zwei Personen. Ich möchte an dem Prozess der gemeinsamen Zukunftsentfaltung mit meinen Fähigkeiten und Kenntnissen in Austausch mit den Potentialen und Kompetenzen dieser Menschen beteiligt sein.
Als ich vor einiger Zeit zwei Geflüchtete, welche an der Freien Universität studieren wollten, getroffen und kennengelernt habe, hat sich eine innige Freundschaft entwickelt. Meine Versuche, ihnen mit der Bürokratie der Bewerbungen, den Sprachkursen, Hochschulzugangsberechtigungen zu helfen, brachten mich zu der Erkenntnis, dass eine Schulung, wie sie auch von dem Projekt „Unsere Zukunft. Mit Dir!“ geboten wird, den beiden und mir sehr geholfen hätte. In Anbetracht der sprachlichen Barrieren und meinem begrenzten Wissen in Bezug auf Hochschulzugang für Geflüchtete, Asylrecht etc., konnte ich meine Unterstützung nicht gänzlich entfalten.
Diese Chance habe ich in 2017 ergriffen und bin inzwischen geschulte Lots/in im Projekt „Unsere Zukunft. Mit Dir!“. Das Projekt, in dem ich vorwiegend für eine Patenschaftsaktion in Berlin aktiv und mitverantwortlich bin, hat mir dabei geholfen, meinem Ziel, den Geflüchteten auf persönlicher Ebene zu begegnen und gemeinsam unsere Zukunft aufzubauen, näher zu kommen.“