Die Flamme der Empathie weitertragen
Karina Nasyedkin (Friedrich-Ebert-Stiftung) ist Lotsin und aktive Ehrenamtliche im Projekt „Unsere Zukunft. Mit Dir!“. Zusammen mit anderen Stipendiaten der 13 Begabtenförderungswerke setzt sie sich für mehr Teilhabe der Geflüchteten am gesellschaftlichen Zusammenleben ein. Ideenfinderin, Konzeptentwicklerin und Leiterin des Teilprjektes eines Märchenbuches zum Thema „Unterwegs sein“ gestaltet sie mit ihrem Team Projekttage an mehreren Schulen in Bayern. Das damit verbundene Unterrichtskonzept steht für Empathie und Verständnis für das Neue. In einem Porträt reflektiert Karina über die Heraus-forderungen und Erfolge ihrer bisherigen Aktivitäten im Projekt „Unsere Zukunft. Mit Dir!“.

Unsere Vision
Was verbirgt sich hinter den Begriffen Integration und Teilhabe? Für uns, Lots/innen, die das Märchenbuch-Projekt ins Leben gerufen haben, bedeutet es Verständnis füreinander und miteinander zu haben. Wir glauben, dass absolut jede und jeder kann (und sollte) ihre oder seine Empathie stärken. Vor allem das bewusste Hineinfühlen in eine Lebenssituation, die man selbst nicht durchlebt hat, schult die Anteilnahme.
Als Mitwirkende am „Kochkulturen im Dialog“ und aktives Mitglied von Amnesty International in Regensburg war ich an der gesellschaftlichen Entwicklung der Asylsuchenden in Deutschland sehr interessiert. Durch all meine Erfahrungen bin ich fest davon überzeugt, dass gesellschaftliche Integration nur durch Aufklärung und Interaktion funktioniert. Mit dem UZMD Projekt sah ich eine einzigartige Gelegenheit mit Gleichgesinnten praxisnahe Lösungsansätze zu entwickeln und eigene Ideen zu verwirklichen.
Die Idee und ihre Umsetzung
Mit dem Märchenbuchprojekt im Rahmen des förderwerkeübergreifenden Projektes „Unsere Zukunft. Mit Dir!“ wollen wir in erster Linie Kinder erreichen. Wie erreicht man am besten Kinder mit verschiedenen kulturellen Hintergründen? – durch spannende Erzählungen, die verbinden! Denn man kennt Märchen in der einen oder der anderen Form auf der ganzen Welt. Aus dieser Überzeugung heraus, suchten wir Geschichten aus aller Welt zum Thema „Unterwegssein“ heraus und entwickelten passende Konzepte. Uns war es dabei wichtig, dass alle Texte sowohl in Deutsch als auch in der Originalsprache erscheinen, um die Interkulturalität zu fördern. Nach monatelanger Vorbereitung fanden die Projekttage an zwei bayrischen Schulen statt. Ich war begeistert, wie offenherzig und neugierig die Schüler/innen der vierten und fünften Klassen das Konzept und die Märchen aufnahmen. Soweit ich beurteilen kann, konnten wir gemeinsam mit den Kindern die facettenreichen Aspekte des Unterwegsseins erarbeiten und durch das Hineinversetzen in die einzelnen Märchenfiguren die eigene Wahrnehmung erweitern. Die kreativen Buchillustrationen der kleinen Künstler/innen sind ein Beweis dafür.
Über die Leistungen und Herausforderungen
Wenn ich auf das eigeninitiierte fast einjährige Projekt zurückblicke, glaube ich, dass unsere größte Herausforderung und gleichzeitig beste Leistung die Koordination war. Denn alle zehn von uns wohnen in anderen Städten, studieren unterschiedliche Fachrichtungen und kannten uns vor der Lotsenschulung nicht. Trotzdem schafften wir gemeinsam, durch zahlreiche Konferenzschaltungen, unsere Stärken und Kontakte bestens für die Umsetzung einzubringen.
Ich habe größten Respekt vor dem persönlichen ehrenamtlichen Engagement jedes Mitglieds: Annika Kaltenhauser und Carolin Scheuer (Studienstiftung des deutschen Volkes), Demet Pek, Gentrit Fazlija und Hani Mohseni (Avicenna-Studienwerk), Kristina Milz (Konrad-Adenauer-Stiftung), Lea Perizonius (Ev.Studienwerk Villigst) und Ludmila Gelwich (Friedrich-Ebert-Stiftung). Ein besonderer Dank geht an die Graphikerin Marina Grimme, die nicht nur das Design des Märchenbuchs entworfen hat, sondern uns beim Übersetzen sowie Drucken unterstützt hat.
Als Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung war es mir eine große Ehre, das Märchenbuch-Projekt zu leiten und die sich dahinter verbergende Idee u.a. bei der TEDx Veranstaltung in Regensburg vorzustellen.
Über die Motivation
Besonders motivierend empfand ich die Frage einer Schülerin zum Abschluss des Projektages, ob man das Stipendiat/innen-Team auch für weitere Veranstaltungen mit dem Einsatz des Märchenbuch-Konzeptes anfragen könnte. An dieser Stelle kann ich nur jede und jeden ermutigen, sich selbst mit Hilfe der Geschichten auf den Weg in vielfältige Welten zu begeben. Dies ist bereits zu einem ganz besonderen Anlass gelungen: Am bundesweiten Vorlesetag am 17. November 2017 hatten die Lots/innen aus unserem Projekt große Freude zusammen mit den Kindern in die Erzählwelt einzutauchen.
Alle Märchen und Konzepte sind frei verfügbar und können bei ähnlichen (vor-)lesefördernden Anlässen eingesetzt werden: https://participate-avicenna.de/maerchenbuch
Anstatt eines Schlusswortes…
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Flamme der Empathie von so vielen wie möglich weitergetragen wird…
Karina Nasyedkin, Friedrich-Ebert-Stiftung